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Gedanken zum Nahostkonflikt, April 2002

Die Vorgänge im Nahen Osten können eigentlich niemanden unberührt lassen.
Obwohl ich mir der historischen Verantwortung als Deutscher durchaus bewusst bin, erlaube ich mir dennoch ernsthafte Kritik an der israelischen Politik, ohne den Vorwurf des Antisemitismus zu akzeptieren. Wenn der israelische Außenminister Peres befürchtet, 'dass es Antisemitismus gegen den jüdischen Staat gibt' (23.04.02), dann verwechselt er berechtigte und notwendige Kritik der Europäischen Union an der israelischen Außenpolitik mit Antisemitismus. Was derzeit von Sharon und der israelischen Regierung in Palästina praktiziert wird, kommt dem Verbrechen des Völkermordes sehr nahe. Wie soll man sonst die Ermordung unschuldiger Menschen im Flüchtlingslager Dschenin und die Verweigerung internationaler humanitärer Hilfe bezeichnen ? Unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung wird hier ein Krieg gegen die Palästinenser und ihr Recht auf einen eigenen Staat geführt. Natürlich sind die gegen Israel gerichteten Selbstmordattentate einzelner Palästinenser durch nichts zu rechtfertigen und ebenso zu verurteilen ! Es ist aber unverhältnismäßig, wenn Israel den Terror einzelner mit Staatsterror gegen ein ganzes Volk beantwortet !
Wie immer muss Ursache und Wirkung unterschieden werden: Israel hat die seit 1967 besetzten Gebiete immer noch nicht geräumt und betreibt auf fremden Grund und Boden eine agressive Siedlungspolitik. Dass zur Begründung einer solchen Politik alte "heilige" Schriften herhalten müssen, mutet im 21. Jahrhundert schon lächerlich an. Verständlich, dass die Palästinenser dagegen aufbegehren, auch wenn der Zweck nicht die Mittel rechtfertigt.
Der Konflikt kann meiner Meinung nach nur durch radikales Umdenken auf israelischer Seite gelöst werden. Das jüdische Volk in Israel muss endlich begreifen, dass es 1948 die Chance einer Ansiedlung in Palästina bekommen hat und sich das Land mit dem palästinensischen Volk teilen muss. Dazu gehört auch der Rückzug aus den besetzten Gebieten und die Abkehr von der expansiven Siedlungspolitik. Erst wenn die Palästinenser in einem eigenen souveränen Staat in Palästina die gleichen Rechte und Chancen haben wie Juden in Israel, besteht überhaupt die Möglichkeit auf einen Frieden.

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