Jens Gerlach


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Bahnfahrt nach Puno am Titicacasee, 15.- 16.10.2005

Lust hatten wir keine, aus Cusco wegzufahren. Irgendwie fehlte da ja noch was! Aber die Rundreise ging eben weiter. Heute fuhren wir mit dem Zug von Cusco nach Puno durch das peruanische Hochland.
La RayaDer Zug war ausgesprochen luxuriös und wurde vom Orient Express betrieben. Wir saßen in Polstersesseln und bekamen unterwegs ein sehr gutes Mittagessen serviert. Zum Zug gehörte ebenfalls ein Barwagen mit einer Aussichtsplattform. Während den insgesamt 10 Stunden Bahnfahrt für 380 km Strecke waren wir also in Luxus gebettet, während in den Städten, durch die wir unterwegs kamen, bitterste Armut herrschte. Soviel Dreck, Müll und Armut wie hier in Peru hatten wir zuvor noch nicht gesehen, obwohl wir schon viel gereist sind. Es ist ein Wunder, dass wir „Exoten im Luxuszug“ dennoch fast überall freundlich von der Bevölkerung begrüßt wurden.
In La Raya hatten wir mit 4338 m den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Hier hält der Zug für einen Moment und man hat Gelegenheit zu einigen Fotos. Immerhin reichen hier am Pass die schneebedeckten Gipfel der Anden auf 5500 m hoch. Also sind wir ausgestiegen und schnell eine Böschung hoch zum fotografieren. Danach habe ich geschnauft, als wäre ich 1000 m im Sprint gelaufen. Die Höhe hat sich ganz schön bemerkbar gemacht!
Nun ging es wieder auf 3800 m runter. Die Landschaft hatte sich merklich verändert. Während wir vorher noch im Tal gefahren sind, fuhren wir nun durch eine Hochebene. Felder waren wegen des Wassermangels nicht mehr zu sehen, dafür aber zunehmend Vieherden: Rinder, Schafe, aber auch Lamas und Alpacas.
In Juliaca sind wir mit dem Zug quer durch die Stadt und den hier stattfindenden Markt gefahren. Das war nochmal ein Erlebnis der besonderen Art. Hier wurde Furz und Feuerstein verkauft bzw. getauscht und die Leute saßen buchstäblich im eigenen Müll. Es war einfach erschreckend!
Als wir endlich Puno erreicht haben, wurde es schon dunkel. Vom Bahnhof sind wir mit dem Bus zum Hotel. Das Hotel Libertador war übrigens sehr gut, ein 5-Sterne Hotel mit Sicht auf den Titicacasee. Es stand in vollem Kontrast zur Stadt Puno, die auf uns eher einen abstoßenden Eindruck machte.
Ich hatte Mariela gefragt, ob es möglich wäre, von Puno zurück nach Cusco zu fahren, um doch noch zum Machu Picchu zu kommen. Sie sagte uns, das wäre auf eigene Kosten möglich und es keimte Hoffnung bei uns auf. Felix, unser neuer Begleiter in Puno, sollte uns bei der Organisation helfen.

Am Morgen nach dem Frühstück sind wir mit einem Boot zu den schwimmenden Inseln der Uros Indianer im Titicacasee gefahren. Die Uros leben hier noch wie ihrebei den uros Vorfahren auf künstlich angelegten Schilfinseln. Alles ist aus Schilf: Die Insel selbst, die Häuser, Betten, Boote usw.
Etwas 2/3 der Inseln darf man besuchen, aber einige wünschen keinen Tourismus und leben nach wie vor in Abgeschiedenheit.
Dort, wo der Tourismus hinkommt, hält langsam der Fortschritt Einzug. Auf einigen Schilfhütten haben wir Solarzellen gesehen.
Wir wurden sehr freundlich mit Musik, Tanz und Gesang auf einer Insel erwartet. Genauso wurde von uns auch erwartet, dass wir etwas von den selbst angefertigten Souvenieren kaufen, was wir auch getan haben. Wir durften uns sogar in den sehr einfach und spartanisch ausgestatteten Hütten umsehen.
Mit einem Schilfboot wurden wird dann noch zur nächsten Insel gerudert.
Zum Mittagessen waren wir im Hotel zurück. Im Hotel lag ein Fax für uns mit zwei Angeboten für Machu Picchu, es schien also ernst zu werden.
Am Nachmittag sind wir nach Sillustani zu den runden Grabtürmen der Inkas und aus der Vor-Inka-Zeit gefahren. Auch diese Türme waren wieder aus mächtigen und sehr genau bearbeiteten Steinquadern erbaut. Allerdings hatten bereits die Aymara in weitaus einfacher gebauten Steintürmen ihre Toten beerdigt.
Unterwegs hatten wir noch an einem Bauernhof angehalten, um zu sehen, wie hier die einfache Landbevölkerung lebt. Das war sehr beeindruckend und erschreckend zugleich. Die Menschen leben in sehr einfachen Verhältnissen in aus Lehmziegeln gebauten Hütten ohne Wasser oder Strom. In den Hütten ist nichts weiter als zwei Lehmpritschen mit bunten Decken. Die Küche ist unter freiem Himmel. Dennoch hatte ich den Eindruck, die Menschen waren glücklich und hatten genug zu Essen. Wir hatten überhaupt den Eindruck, dass trotz der Armut niemand in Peru hungern muss und die bescheidene Landwirtschaft die Bauern ernährt.
Der Abend war noch aufregend. Ein paar Telefonate mit Condor Travel in Lima (englisch natürlich) und mit Felix Hilfe ist es uns dann gelungen, Bustickets nach Cusco für den nächsten Tag zu bekommen. Damit war es besiegelt, dass wir einen zweiten Anlauf zum Machu Picchu wagen wollten.

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