Jens Gerlach |
|
In den letzten Wochen
beherrscht ein drohender Irak-Krieg das Bild in den Medien.
Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum das Thema Irak von der
Bush-Regierung in den letzten Monaten derart hochgespielt wird. Jeder
normal gebildete Mensch weiss, dass Saddam Hussein mindestens seit dem
Krieg gegen Iran ein Schurke und Diktator ist. Nur wurde er in diesem
Krieg noch von den USA unterstützt und, was noch schlimmer ist,
bis 1992 von den USA mit chemischen und biologischen Waffen beliefert.
So betrachtet ist die ganze
Suche der UN-Inspektoren nach Massenvernichtungswaffen im Irak grotesk.
Die
USA bräuchten nur Ihre Lieferscheine offenzulegen, abzuziehen was
in
den letzten zwei Kriegen verbraucht wurde und es bleibt übrig, was
im
Irak gefunden werden müsste.
Am Demokratieverständnis der USA kann es auch nicht liegen, dass
sie so plötzlich Front gegen Saddam Hussein machen. Wo war denn
ihr Verständnis für Demokratie, als sie tausende von Toten in
Kauf nehmend Pinochet
in Chile an die Macht putschten, die Contras in Nikaragua
unterstützen
oder die Regierung in Pananma stürzen?
Bleibt noch die Bedrohung für die USA, die vom Irak ausgehen
könnte. Aus da ist Fehlanzeige: Da der Irak nicht nennenswert
über Flugzeuge oder Langstreckenraketen verfügt, könnte
er nur seine Nachbarländer angreifen. Die aber sind aus
verschiedenen Gründen strickt gegen einen Krieg.
Nun bleibt fast nur noch eine Antwort übrig: Der Irak verfügt
mit über die reichsten Erdölvorkommen der Welt und der
Busk-Klan setzt sich fast ausnahmslos aus früheren Ölmanagern
zusammen. Warum Öl teuer kaufen, wenn man es auch billiger haben
kann?
Wer jetzt noch Zweifel hat, dem empfehle ich "Noch
Fragen zum Irak" von Thomas Osterkorn, dem Chefredakteur des Stern.
Sollten die USA den
Irak
wirklich ohne UN-Mandat angreifen, dann wäre das eine Agression
und
ein Bruch des Völkerrechts. George W. Bush hätte sich damit
auf
eine Stufe mit Milosevic gestellt und gehörte vor das
Kriegsverbrechertribunal
in Den Haag. Nun wissen wir auch, warum die USA nicht dem
internationale
Gerichtshof beigetreten sind.