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Berlinale 2024 und Antisemitismus?

Ich war über die Antisemmitismus-Kommentare anlässlich der diesjährigen Berlinale echt geschockt, aber nicht wegen der Aussagen des israelischen Regisseurs Yuval Abraham, der darauf hinwies, dass für seinen Kollegen Basel Adra in Israel nicht die gleichen Rechte wie für ihn gelten, auch nicht wegen des Hinweises des amerikanischen Filmemachers Ben Russel, der auf einen drohenden Genozid im Gaza-Streifen hinwies, sondern wegen der gebetsmühlenartig auswendig gelernten Empörungen der deutschen selbsternannten Hüter der Wahrheit.
Wohin solche unbedachten und dummen Anschuldigungen ohne sachlichen Hintergrund führen, musste der betroffene Regisseur Yuval Abraham dann leider selbst erfahren. Er und seine Familie werden vom rechten israelischen Mob bedroht .
Besonders nachdenklich machen mich seine Worte:
„Der entsetzliche Missbrauch dieses Wortes durch Deutsche, nicht nur um palästinensische Kritiker Israels zum Schweigen zu bringen, sondern auch um Israelis wie mich zum Schweigen zu bringen, die einen Waffenstillstand unterstützen, der das Töten in Gaza beenden und die Freilassung der israelischen Geiseln ermöglichen würde, entleert das Wort Antisemitismus seiner Bedeutung und gefährdet damit Juden in der ganzen Welt.
Ich finde ich es besonders empörend, dass deutsche Politiker im Jahr 2024 die Dreistigkeit besitzen, diesen Begriff in einer Weise gegen mich zu verwenden, die meine Familie gefährdet.“

Es ist doch eine für jeden sichtbare Tatsache, dass, wie von Human Rights Whatch , Amnesty International oder der israelischen NGO B'tselem  mehrfach festgestellt, Israel eine Apartheid-Gesellschaft ist .
Der Internationale Gerichtchtshof in Den Haag hat in seinem Urteil darauf hingewiesen, dass der Genozid-Vorwurf nicht einfach abgetan werden kann und Israel aufgefordert, entspechende Maßnahmen zu ergreifen . Die ideologichen Grundlagen für einen Genozid liefern israelische Regierungsmitglieder gleich selbst, indem sie Palestinenser als menschliche Tiere  bezeichnen, behaupten so etwas wie Palestinenser gäbe es nicht  oder gleich eine Atombome auf den Gaza-Streifen fordern .
Also ist es doch völlig legal, in einer öffentlichen Meinungsäußerung auf diese Probleme hinzuweisen. Nun wurde in diesem Zusammenhang immer wiederholt, man würde damit Israel einseitig beschuldigen und nicht auf die Ursachen, nämlich den Terroranschlag, eingehen. Also, wenn wir Meinungen nur im kausalen Zusammenhang äußern dürfen, wo fängt man da an:

Man könnte die Liste weiter führen und tief ins Mittelalter zurückgehen. 

Wenn ich dann höre, dass die Kulturförderung in Zukunft abhängig gemacht werden soll von politischen Statements oder Einstellungen, also einer Antisemitismus-Prüfung, dann erinnert das sehr an meine DDR-Zeiten. Da musste man auch erst morgens im "Neuen Deutschland" nachlesen was man zu sagen und zu denken hatte, um im Staat nicht anzuecken. Sind wir weider soweit?
"Die traurige Realität hierbei ist: Nicht diejenigen, die gegen die Kriegsverbrechen einer rechtsextremen Regierung und Jahrzehnte Apartheid protestieren, sondern diejenigen, die dies weiterhin rechtfertigen, sind diejenigen, die Antisemitismus befördern und mit ihren haltlosen Anschuldigungen den Antisemitismusbegriff vollkommen entwerten."(zitiert aus )

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