Jens Gerlach


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PatagonienPatagonien, 23.11. – 04.12.2010

Der Flug von Santiago nach Coyhaique war super. Neben bzw. unter uns liegt die Andenkette mit ihren verschneiten Vulkanen, die rund um Santiago immerhin schon an die 5000 m reichen,
Im Balmaceda, wo wir gelandet sind, hat´s erst mal kräftig geregnet.
Hier in Coyhaique, wo wir die erste Nacht im Gästehaus Belisario Jara verbrachten, hatte es glücklicherweise damit aufgehört. Nachdem wir das Auto abgeholt und unser Hotel gefunden hatten, sind wir noch durch die Stadt spaziert. Hier erinnerte uns viel an Alaska. Das kleine Städtchen gefällt uns ganz gut.
Und am Abend haben wir ganz lecker ein Steak a la Patagonia gefüllt mit Champignons gespeist. Jetzt, während ich die Zeilen für unser Tagebuch schreibe, sitzen wir gerade vorm Kamin und trinken ein Gläschen chilenischen Rotwein.

Nach dem Frühstück ging es am nächsten Morgen mit dem Auto los, immer auf der Ruta 7 nach Süden.
Die Landschaft unterwegs war toll. Wir sind durch wunderschöne Täler der Anden gefahren und rund um uns waren die noch verschneiten und vergletscherten Berge.
Die ersten 100 km war die Straße noch asphaltiert aber danach war es nur noch eine Schotterpiste.
Marmorkathedralen von Puerto TranquilloIm Puerto Tranquillo waren wir endlich am Lago General Carrera angekommen und haben ein Picknick gemacht. Danach haben wir uns ein Boot gemietet und uns zu den Marmorhöhlen fahren lassen. Wie im Reiseführer beschrieben, mietet man das Boot an einem Wohnwagen gegenüber der Tankstelle (ist nur eine Zapfsäule am Straßenrand!).
Die Höhlen waren sehr interessant und der See schimmert hier wirklich blau wie die Karibik. Nur die Rückfahrt mit dem Boot war ätzend. Der Wind wurde stärker und auf dem See war sehr starker Wellengang und da kann man sich vorstellen, wie es so einem Boot mit Außenbordmotor geht?! Angenehm war es nicht aber wir haben´s überlebt.
Weiter ging es nun immer noch auf der Ruta 7 bis nach Puerto Gadal , wo wir uns für zwei Tage in der sehr schön gelegenen Terra Luna Lodge einquartiert haben. Der Blick aus dem Fenster bzw. von der Terrasse ist traumhaft schön: Blauer See und schneebedeckte Berge, fas schon kitschig.

Nach langem Überlegen und hin und her haben wir uns doch entschieden, am nächsten Tag mit einem Jet-Boot zum Gletscher Leones zu fahren. Überlegt haben wir so lange, weil wir unsere Boot-Erfahrungen von gestern noch nicht verarbeitet hatten und weil die Exkursion auch recht teuer war. Wir haben uns dann doch dafür entschieden und es nicht bereut!
Mit unserem Führer, einem Franzosen mit Himalaja-Erfahrung, dem auch die Lodge gehört, sind wir mit einem Jet-Boot über den See und dann den Fluss Leones hinauf soweit es ging gefahren. So ein Jet-Boot fährt nicht im Wasser, sondern fliegt fast über die Wasseroberfläche.
Lago LeonesGlaciar LeonesUnser Führer kannte den Fluss wie seine Westentasche, zum Glück. Jedem Stein konnte ausweichen. Er hatte sich z.B. einen eigenen Kanal gegraben, um möglichst weit den Fluss hinauf zu fahren. Aber es gab dann doch Stromschnellen, wo er kapitulieren musste.  Für uns hieß das: Aussteigen und zu Fuß weiter. Eine Stunde etwa sind wir das Flusstal noch aufwärts gelaufen und dann sahen wir auch schon den Lago Leones mit seinen drei Gletschern. Unser Chef hat uns dann nach 30 min Wartezeit das nächste Boot herangeholt, das er dauerhaft hier oben in der Wildnis vor Anker liegen hat. Damit sind wir über den Gletschersee bis an den Gletscher herangefahren. Das war einfach super. Das Eis schimmerte in allen möglichen Blautönen, Dauernd brachen Eisblöcke ab oder der Gletscher „donnerte“.
Am Rande des Gletschers gingen wir vor Anker für eine Pause und genossen ausgiebig das wunderschöne Panorama.
Aber irgendwann ist Schluss. Mit dem Boot, dann wieder zu Fuß und nochmal mit dem Jet-Boot sind wir zurück zu unser Lodge gefahren und haben den Tag mit einem Bad und schöner Aussicht über den Lago General Carrera, einem schönen Essen und gutem Wein ausklingen lassen.

Wir sind nach dem Frühstück gegen halb neun losgefahren. Die Fahrt entlang des Lago General Carrera war sehr kurvenreich und anstrengend, aber die Aussicht war sehr schön. Nach ca. 2 Stunden waren wir an der Grenze zu Argentinien. Vorher haben wir nochmal Geld, Benzin und Lebensmittel nachgetankt.
Der Grenzübertritt war abenteuerlich. Papiere über Papiere ausfüllen, von einem Schalter zum andern ….  Russland lässt grüßen. Ich danke den europäischen Politikern für das Schengen-Abkommen! Nach etwa einer Stunde waren wir jedenfalls durch.
In Perito Moreno, der ersten und letzten Stadt für lange Zeit, haben wir erstmal Geld gezogen und nochmal vollgetankt bevor es in die Weiten der argentinischen Pampas ging. In der Pampa ist soweit das Auge reicht nichts als Grasland, trocken und öde. Auf unserem Weg nach Süden mussten wir jedenfalls hier durch: 300 km Schotterpiste. Der Weg nach Süden geht nur durch die argentinische Pampa, weil es durch die Berge auf chilenischer Seite kein Durchkommen gibt. Und als ob das nicht schlimm genug wäre – 30 km vor unserem Ziel, der Estancia La Angostura in Argentinien, in der wir übernachten wollten, platzt uns ein Reifen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir den Reifen gewechselt hatten, aber wichtiger ist ja nun, einen neuen Ersatzreifen zu bekommen. Auf diesen Schotterpisten wollten wir nicht ohne Ersatzrad weiterfahren. Der Hausherr der Estancia hat telefoniert und wir hoffen, dass wir morgen einen neuen Reifen bekommen. Leider ist das mit über 100 km Umweg und viel Zeitverlust verbunden.
Zum Abendessen gab es Lamm zu unserer großen Freude?! Wir mögen beide kein Lamm)
Ich hatte den Eindruck, dass auf der Estancia die Zeit stehengeblieben ist und wir uns am Anfang des 20. Jahrhunderts befinden. Zumindest haben das Haus und die Möbel schon einige Generationen er- und überlebt. Bis zur nächsten Stadt sind es 50 km, Strom kommt aus dem Generator, der nachts abgeschaltet wird.

Fitz RoyGleich nach einem sehr spartanischen Frühstück (trockenes Röstbrot mit Marmelade) sind wir nach Gobernador Gregores, der am nächsten gelegenen Ortschaft gefahren, um dort einen neuen Reifen zu holen. Wir haben auch einen bekommen und mussten dafür soviel bezahlen, wie zu Hause für einen ganzen Satz neuer Reifen. Aber Handeln hatte keinen Sinn, wir saßen am kürzeren Hebel. Zu allem Unglück funktionierte der einzige Bankautomat nicht, so dass wir auch noch mit unseren letzten Euros bezahlen mussten.
Nun ging es weiter durch die endlose argentinische Pampa. Irgendwann endete auch die Schotterpiste, wir kamen auf eine Asphaltstraße und bald tauchten auch wieder die Anden am Horizont auf. Nun wurde es von km zu km immer schöner. Der Monte Fitz Roy beherrschte die Kulisse. Der Berg ragt steil aus den ihn umgebenden heraus. Es sieht einfach nur schön aus. Wir mussten jedenfalls ständig anhalten und fotografieren. Zum Glück hatten wir auch schönes Wetter mit klarer Sicht.
In El Chalten haben wir nochmal versucht, Geld zu bekommen, aber auch der Automat war defekt. Wir hofften auf morgen.
Am Nachmittag kamen wir an unserer Hosteria El Pilar, 17 km hinter El Chalten, an und waren sehr angenehm überrascht. Die Unterkunft ist ausgesprochen hübsch und gemütlich und vor allem liebevoll eingerichtet. Wir wurden auf das freundlichste empfangen.
Zwischen Ankunft und Essen sind wir schnell mal noch 1,5 Stunden gewandert, nämlich zu einem Aussichtspunkt, von dem man den Gletscher unterhalb des Fitz Roy sehr schön sehen kann.
Das Abendessen war auch köstlich! So ging der Tag noch gut zu Ende.

Fitz RoyAm nächsten Morgen  hat sich Patagonien von seiner rauen Seite gezeigt. Es hat gestürmt und geregnet. Der Fitz Roy, obwohl er vor der Haustür steht, war nicht mehr zu sehen. Da wir Optimisten sind und gehofft haben, dass es besser wird, sind wir am Vormittag zu einer Wanderung zu einem Aussichtspunkt gestartet. Nach gut zwei Stunden kam uns eine von einem örtlichen Bergführer geleitete Wandergruppe entgegen. Der Bergführer hat uns vorm Weitergehen gewarnt. Es war oben ein furchtbarer Sturm und es wäre gefährlich, weiter zu gehen. Also haben wir gehorcht und sind umgedreht, etwas angesäuert. Am Nachmittag haben wir einen zweiten Versuch gestartet. Aber auch das war nichts. Das Wetter wurde immer schlechter, Regen und Sturm immer stärker und von den Bergen war nichts zu sehen. Also sind wir auch hier frustriert nach einer halben Stunde umgekehrt.
Von unseren letzten Pesos, der Geldautomat funktionierte nämlich immer noch nicht(!), haben wir einen Kaffee getrunken, Postkarten gekauft und unsere letzten Dollar in Pesos getauscht.
Das  Abendessen in unserer Hosteria war wieder köstlich: Steak und Schokoladenvulkan.

Das Wetter hatte sich wieder gebessert: Leicht bewölkt und Sonne. Also haben wir uns entschlossen, vor der Weiterfahrt nach El Calafate doch noch auf den Aussichtpunkt Mirador Fitz Roy hochzusteigen. Wir wollten den „Zinken“ wenigstens einmal aus der Nähe sehen. Etwa 1,5 Stunden haben wir bis hoch gebraucht und es hat sich wirklich gelohnt. Nach einer halben Stunde Warten war der Berg kurz wolkenfrei. Nach diesem Erlebnis und einer Menge Fotos sind wir wieder runter gestiefelt. Geld gab es in El Chalten immer noch keins, weshalb wir uns in der Chocolateria nur einen Kakao ohne Kuchen leisten konnten.
Perito Moreno GletscherNun sind wir straff nach El Calafate, der nächsten Station unserer Reise weiter gefahren. Nach gut drei Stunden waren wir da. Unterwegs haben wir endlich Guanacos, und zwar gleich zwei große Herden, gesehen.
In El Calafate gab es endlich Geld. Damit fühlten wir uns gleich wohler. Auto vollgetankt und Hotel gesucht.
Danach sind wir im Ort zum Einkaufsbummel und einem Kaffee losgezogen. Abends gab es, wie kann es in Argentinien anders sein, wieder ein schönes Steak und Rotwein.

Heute sind wir zum Perito Moreno Gletscher gefahren. Nach dem Frühstück kurz nach um acht sind wir losgefahren. Eine und eine viertel Stunde haben wir bis hin gebraucht. Das Wetter war nicht optimal. Es war sehr stürmisch und der Himmel war bedeckt. Trotzdem war der Gletscher ein Erlebnis. Es ist riesengroß, man kommt sehr dicht ran und in regelmäßigen Abständen kalbt der Gletscher. Das himmelblaue Leuchten ist einfach toll. Wir haben uns richtig viel Zeit genommen, den Gletscher aus von Ecken und Enden zu beobachten, denn hierher kommen wir so schnell sicher nicht wieder.
Perito Moreno GletscherAm frühen Vormittag waren wir auch fast noch allein dort, aber gegen Mittag rollen dann die Touristenbusse ran. Das Wetter wurde auch schlechter. In den Bergen hingen die Wolken fest und es fing an etwas zu regnen. Also haben wir uns erst mal zum Essen ins Auto zurückgezogen.
Am Nachmittag wollten wir noch mit einem Boot über den Gletschersee fahren. Nachdem wir gesehen hatten, wie hoch die Wellen waren und wie sehr das Boot schaukelte, haben wir die gekauften Karten zurückgegeben und sind nach El Calafate zurückgefahren.
Den Nachmittag haben wir mit Kaffee trinken und Shopping zugebracht.

Heute war wieder viel Auto fahren angesagt. Wir mussten wieder 350 km zurücklegen. Die Fahrt ging wieder mitten durch die argentinische Pampa. Erschwerend kam hinzu, dass es unheimlich stürmisch war. Das machte das fahren nicht leicht. Die Temperaturen lagen am Morgen auch nur knapp über 0°C. Das nennt sich nun Sommer in Patagonien! Glücklicherweise waren die Straßen wenigsten größtenteils asphaltiert.
Ein besonderes Erlebnis war wieder der Grenzübertritt, diesmal von Argentinien nach Chile. Eine Stunde mussten wir Schlange stehen, bevor endlich alle Stempel gesetzt wurden.
Der erste Ort nach der Grenze war Cerro Castillo. Auf der Karte war er als Ort mit Tankstelle eingezeichnet. Aber die Tankstelle existiert nicht mehr, sie wurde, wie wir später erfuhren, vor einem Monat geschlossen. Mit dem Sprit wurde es nun knapp!
Nach weiteren 50 km erreichten wir schließlich unsere Estanzia Cerro Guido. Diese hier ist wesentlich größer als die letzte in Argentinien. Während die andere eher ein Familienbetrieb war, ist die hier wie ein kleines Unternehmen: 100.000 ha, 42 Angestellte in der Landwirtschaft und 25 für das Hotel. Die Estanzia hat sogar einen eigenen Kindergarten und eigene Schule.
Heute Nachmittag konnten wir nicht mehr viel unternehmen. Jetzt noch in den Park reinfahren lohnt wegen der Entfernungen und vor allem wegen des schlechten Wetters nicht mehr. Im Moment schneit es nämlich wieder.
Wir werden jetzt wohl bald in das Restaurant der Estanzia gehen.
Zumindest konnte man uns hier für den nächsten Tag Benzin versprechen. Eine Ranger-Station im Park verkauft flaschenweise Benzin. Die Alternative wäre gewesen, 90 km zur nächsten Stadt und zurück zu fahren.

Torres del PaineAls erstes haben wir uns am nächsten Morgen um das Benzin gekümmert. Um dorthin zu kommen, muss man erst einmal den ganzen Park durchqueren. Also sind wir schon kurz vor sieben Uhr aufgestanden und gleich nach dem Frühstück losgefahren.
Am Parkeingang, wo wir Eintritt bezahlen mussten, wurde uns nochmal bestätigt, dass es dort Benzin gibt. Die Park-Ranger haben sogar per Funk nachgefragt und uns angekündigt.
Wir sind also einmal durch den Park durch, aber das Wetter war noch nicht sehr gut. Noch hingen die Wolken sehr tief und es gab immer wieder kurze Regenschauer.
Mit dem Benzin hatten wir mehr Glück. Wir bekamen die letzten 6 Flaschen mit je 5 l, allerdings zum doppelten Preis. Die Alternative wäre jetzt über 100km Schotterpiste zur nächsten Stadt und zurück. Da haben wir lieber bezahlt.
Nun sind wir zunächst die gleiche Strecke durch den Park zurückgefahren und das Wetter wurde besser. Die Sonne lies sich sogar ab und zu blicken und die Berge wurde frei. Mit jeder Stunde wurde es besser, so dass wir viel fotografiert haben.
Torres del PaineEin kleine Wanderung am Lago Pehoe wollten wir machen, mussten aber nach 10 min abbrechen. In dem Sturm, der uns hier um die Ohren blies, war das einfach unmöglich. Wir kamen uns vor, als würden wir sandgestrahlt.
Wir haben uns also mit dem schönen Anblick zufrieden geben müssen und der wurde immer besser. Nur der Sturm hörte den ganzen Tag über nicht auf. Sturm gehört einfach zu Patagonien.
Wie für uns bestellt waren am Nachmittag die drei Torres sichtbar, bevor sie sich zum Abend wieder hinter Wolken versteckten. 

Vor uns lag nun wieder eine lange Wegstrecke: Vom Torres del Paine Nationalpark nach Punta Arenas waren es 380 km.  Zum Glück war fast die ganze Strecke asphaltiert. In Puerto Natales mussten wir erst mal nachtanken und dann ging es nur durch Pinkelpausen unterbrochen durch bis Punta Arenas.
Unser Hotel in der Stadt haben wir fast eine Stunde lang gesucht. Es war überhaupt nichts beschrieben. Erst die Nachfrage in einem anderen Hotel half uns schließlich weiter. Dafür war unser Hotel Pionera Patagonia dann sehr gemütlich. Es hat nur 8 Zimmer und ist sehr stilvoll eingerichtet.
Magellan-PinguinNach einem kurzen Mittagsimbiss sind wir in die 70 km von der Stadt gelegen Pinguinarea gefahren. Dort haben wir die Magellan-Pinguine gesehen, als sie am späten Nachmittag vom Fischen zu ihren Nestern zurückgekehrt sind. Das war ein ausgesprochen niedliches Schauspiel.
In der Stadt haben wir am Abend in der Nähe vom Hafen sehr gut gegessen.

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